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Fotowettbewerb des Rhein-Sieg-Kreises 2009

Gewinner stehen fest und wurden geehrt

Rhein-Sieg-Kreis (al) – Rhein-Sieg-Landrat Frithjof Kühn und Kulturdezernent Thomas Wagner haben jetzt im Kreishaus in Siegburg die Preisträger des Fotowettbewerbs des Rhein-Sieg-Kreises 2009 geehrt. Anlässlich des 40jährigen Jubiläums des Kreises im vergangenen Jahr lauteten Motto und Aufgabenstellung:  „Heimat Rhein-Sieg-Kreis: Identität und kulturelles Erbe“.

Die Jury des Fotopreises hatte in ihrer Sitzung am 24. November 2009 die Preisträger aus 112 Bewerbungen ausgewählt. Dies ist die mit Abstand höchste Zahl an Bewerbungen seit dem Bestehen des 2000 erstmals durchgeführten Fotowettbewerbs, der seit 2001 im zweijährigen Turnus ausgeschrieben wird und in diesem Jahr zum sechsten Mal stattfand.

Landrat Frithjof Kühn war begeistert und lobte „nicht nur die große Resonanz auf unseren Fotowettbewerb, sondern auch die qualitativ hochwertigen Arbeiten. Der Rhein-Sieg-Kreis inspiriert zu kreativer Vielfalt.“   




Für Kulturdezernent Thomas Wagner zeigt die Rekordbeteiligung, dass das Thema Heimat und Rhein-Sieg-Kreis viele Menschen bewegt. „Es ist auch ein sehr populärer Preis, an dem jeder teilnehmen kann. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und beweist, dass wir viele gute Fotografen im Kreis haben. Mit dem Preis wollen wir fördern, die Künstler anregen, sich mit dem Rhein-Sieg-Kreis als Heimat auseinanderzusetzen und damit einen bleibenden Wert zu schaffen."

Den ersten Preis erkannte die Jury Christine Steiner aus Dortmund für die Arbeit „Unter Tagedieben“ zu. „Wenn ich den Fahrradweg der L16 entlang verlasse, in das schattige Laub der Siegaue abtauche und die Lautlosigkeit den Lärm der nahen Stadt vergessen lässt, bin ich wieder unter Tagedieben“, beschreibt sie selbst ihre Eindrücke. „’Unter Tagedieben’ versammelt Bilder, die bei meinen Besuchen in der Heimat entstanden sind. In ihnen verschmelzen Realität, Innenwelt und Erinnerung zu Bildgefügen, denen ein Hauch Vergänglichkeit anhaftet [...]“

Die Jury ist der Ansicht: „Christine Steiner findet mit ihrer Bilderfolge eine überzeugende Antwort auf die Frage der Beziehung zwischen dem Individuum und seiner Umwelt. Aus einer sehr subjektiven Perspektive heraus sind ihre drei Bildpaare Ausdruck persönlichen Empfindens und Erinnerns in einer vertrauten Landschaft; sie verdeutlichen einen Prozess von Identitätsfindung und Identitätsstiftung, der nicht privat bleibt sondern in einen äußeren Kontext tritt. Eine präzise und moderne Bildsprache, eine hohe ästhetische Reife sowie ein untergründiges Spiel mit Symbolen und Momenten der Tradition zeichnen die Arbeit von Christine Steiner aus.“

Träger des zweiten Preises ist Rainer Griese aus Troisdorf. Hier befand die Jury:

„Rainer Griese setzt vertraute Stilmittel der Fotografie auf technisch hohem Niveau für eine Landschaftsfotografie ein, die den Blick auf das Wesentliche konzentriert. Seine in Niederkassel und Troisdorf entstandenen Schwarz-weiß-Fotografien sind vordergründig menschenleer, doch sind Menschen durch die Formen und Prägungen der Landschaften auf eine intensive Art und Weise präsent. Der ruhige, formal überzeugende Bildaufbau transportiert zugleich eine den Motiven innewohnende Spannung. Form und Inhalt stehen in einem stimmigen Dialog, der die intensive Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung nachvollziehen lässt.“

Der dritte Preis geht an Markus Hoffmann aus Köln.

„Mit seiner fünfteiligen Arbeit „Flügge“ nähert sich Markus Hoffmann dem Phänomen der Neubaugebiete. Indem er das Werden und das Unfertige thematisiert, spannt er einen Bogen von dem, was schon ist, zu dem, was noch werden soll. Seine Bilder, die Heranwachsende in einer gleichsam sich formenden Umgebung zeigen, der zudem ein eigener assoziativer Blick gilt, sind Ausdruck einer Identität im Entstehen. Offen bleibt, ob die Ansammlung neuer Häuser Heimat wird. Die in gleicher Weise  mit dem gekonnten Einsatz fotografischer Mittel formulierte Frage nach der persönlichen Zukunft der Abgebildeten bleibt ebenso unbeantwortet“, soweit die Begründung der Jury zu seinen Aufnahmen.

Markus Hoffmann selbst beschreibt seine Intention wie folgt: „Diese Bilder sollen im übertragenen Sinne Projektionsflächen sein für eigene Gedanken, Gefühle, Erinnerungen. Was bedeutet einem der eigene Heimatbegriff, wie entsteht Heimat? Was macht sie aus?“

Orientieren konnten sich die Bewerber an den Ausführungen des Ausschreibungstextes. Dort ist zu lesen:

„Der Rhein-Sieg-Kreis, der in seiner heutigen Struktur seit vierzig Jahren besteht, ist die Heimat von fast 600.000 Menschen. Heimat ist dabei nicht nur ein bestimmter Ort, Heimat ist Identifikation – Identifikation auch mit der durch Bräuche und Traditionen geformten Kultur und Landschaft des Kreises. Diese vielfältige Prägung von Land und Leuten ist älter, dauerhafter und auch haltbarer als territoriale oder politische Strukturen. Sie hat dazu beigetragen, im Rhein-Sieg-Kreis eine Kulturlandschaft entstehen zu lassen, die den nach Einwohnern zweitgrößten Kreis der Bundesrepublik auch in dieser Hinsicht besonders macht, und ihm eine eigene, unverwechselbare kulturelle Identität verleiht, die zugleich einem ständigen Wandel unterworfen ist.

Doch was zeichnet die kulturelle Landschaft im Rhein-Sieg-Kreis aus? Wie haben die Menschen im Rhein-Sieg-Kreis sie geprägt, welche Geschichten kann sie erzählen? Welche Sitten, Traditionen und Bräuche sind für die Region oder für Teilbereiche charakteristisch? Wie wird im Rhein-Sieg-Kreis das kulturelle Erbe bewahrt, das so lebendig und vielfältig überall im Kreisgebiet erfahrbar ist? Wie wirken sich spezifische lokale Gegebenheiten und Entwicklungen aus? Wie entwickelt sich die kulturelle Prägung in einer modernen, weltoffenen Gesellschaft weiter?

Aufgabenstellung des Fotowettbewerbs des Rhein-Sieg-Kreises ist es, den prägenden Elementen unserer Heimat nachzuspüren, sie erfahrbar zu machen und die kulturelle Landschaft mit den Mitteln der Fotografie abzubilden. Die Themenstellung soll die Bewerberinnen und Bewerber dazu anregen, den Rhein-Sieg-Kreis bewusst in den Fokus zu nehmen, seine traditionellen und modernen Prägungen fotografisch festzuhalten und zu interpretieren. Ein innovativer Umgang mit der Aufgabenstellung ist ausdrücklich erwünscht.“

Die Jury bestand aus Fachjuroren, Vertretern der Kreistagsfraktionen sowie Landrat Frithjof Kühn bzw. Kulturdezernent Thomas Wagner.

Fachjuroren waren
•    Wolfgang Zurborn, Köln, Fotokünstler, Mitbetreiber der Galerie Lichtblick in Köln und Lehrbeauftragter für Fotografie (Vorsitzender)
•    Herbert Döring-Spengler, Lohmar, Fotokünstler / Polaroid Artist
•    Dr. Claus Pfingsten, Bonn, Medienwissenschaftler und Lehrbeauftragter für Kunst- und Designgeschichte
•    Markus Schaden, Verleger und Fachautor für Fotografie.

Der Rhein-Sieg-Kreis hatte im Rahmen des Fotowettbewerbs 2009 drei Preise ausgelobt, die mit 2.000 Euro, 1.000 Euro und 500 Euro dotiert sind. Die prämierten Arbeiten, aber auch weitere Fotos aus dem Wettbewerb, werden im Laufe des Jahres 2010 im Rahmen einer Ausstellung präsentiert und auch im Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2011 veröffentlicht.

Die Teilnahmeberechtigung war nicht an einen Wohn- oder Geburtsort gebunden. Verlangt wurde lediglich, dass es sich um Motive aus dem Rhein-Sieg-Kreis handelt.